Solingen: Schöne Stimmen und große Spielfreude
Solingen (RPO). Drei schwarze Raben räkeln sich vor dem Bühnenvorhang, während Publikum und Orchester ihre Plätze einnehmen. Das lässt das böse Ende ahnen, wie es in Mozarts Oper dem Bösewicht und Titelhelden Don Giovanni tatsächlich am Schluss widerfährt. Davor aber liegen drei Stunden ausgefüllt mit Mozarts genialer Musik, gesungen von hochkarätigen jungen Sängern, in einer glücklich gelungenen Inszenierung von Igor Folwill. Er stellt eine Verbindung zwischen der alten Musik und unserer Zeit her. Dies geschieht unter anderem durch die weiblichen Vornamen, die auf den Boden der Bühne geschrieben sind, alte Namen aus Mozarts Oper und modische Namen unserer Tage. Sie werden von den Darstellern „mit Füßen getreten“, den ganzen Abend lang, so wie der Frauen- und Titelheld es in der Handlung der Oper mit seinen Opfern tut. Außerdem ist es die Kostümierung und das Spiel des Chores, durch die aktuelle Stilrichtungen aufgenommen werden. Disco-Feeling zu Mozarts Musik, das kommt überraschend, wurde aber durch die jüngeren Chorsänger folgerichtig umgesetzt.
Großes Lob gebührt allen Gesangssolisten des Abends. An erster Stelle John Janssen in der Titelrolle und Raimund Fischer als sein Diener Leporello, die sich gesanglich und spielerisch nicht nur die Bälle zuwerfen, sondern auch ihre Konflikte austragen. Die Sängerinnen Katrin Müller, Maria Ryu, Claudia-Denise Beck, Maria Klier und Lisa Wedekind als Objekte der Begierden des Don Giovanni sangen alle auf höchstem Niveau.
Opernchor spielte engagiert
Raphael Pauß beziehungsweise Ulrich Cordes als Don Ottavio und Josef Yong Chul Lim in der bizarren Partie des Komturs gefielen bestens mit ihren Darstellungen. Die Rollen waren ohne Minderungen in der Qualität an den einzelnen Abenden teils unterschiedlich besetzt. Alle Sänger meisterten die großen Anforderungen ihrer Partien bestens, in den rasanten Rezitativen, den großen Solo-Arien und in den eindrucksvollen Vokalensembles. Neben den gesanglichen Leistungen gefiel besonders die stets präsente Spielfreude aller Sänger. Sie waren auch aus den hinteren Abschnitten der Bühne noch mit ihren tragfähigen Stimmen zu vernehmen und ausreichend synchron mit dem Orchester. Der Opernchor, bestehend aus dem Theaterchor Solingen und den Mitgliedern des Opernchores der Kölner Musikhochschule, sang nicht nur, sondern spielte engagiert bei der Handlung mit. Besonders apart war der Klang der Mandoline in den Händen von Lisa Solvay, die mit ihrem kleinen Instrument ebenfalls auf der Bühne spielte.
Alle Fäden der Aufführung liefen bei Stephan Wehr am Dirigentenpult zusammen. Er führte Solisten, Chor und Orchester sicher über alle Klippen der schwierigen Partitur. Die Bergischen Symphoniker erfüllten engagiert ihre Aufgabe nicht nur im Orchestergraben, sondern auch auf der Bühne selbst, so wie von Mozart vorgesehen. Das Publikum, das den Theatersaal an allen Tagen weitgehend füllte, dankte am Ende mit langem Beifall für eine Aufführung, auf die alle Mitwirkenden stolz sein können.